Websites kaufen und verkaufen: Website, Website, du musst wandern …
Stell dir einen kleinen Laden oder ein kleines Lokal vor. Das Geschäft läuft gut, die Kunden sind zufrieden, manche davon wurden mit der Zeit sogar Stammkunden. Und trotzdem drängt es den Betreiber eines Tages, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Also verkauft er das Geschäft an jemanden, der es fortführen wird. Vermutlich werden nach dem Betreiberwechsel einige Kunden wegbleiben, aber gleichzeitig wird der frische Wind in der Bude genug Interesse wecken, um das wieder auszugleichen. Mit ein bisschen Geschick können bei so einem Wechsel alle Beteiligten als Gewinner aussteigen.
Solche Übergaben sind jedoch nicht nur bei Unternehmen möglich, die über eine physische Präsenz in Form eines Geschäftslokals verfügen. Auch Websites lassen sich kaufen und verkaufen.
Website oder Domain?
Klar zu trennen vom Kauf oder Verkauf einer Website ist der Handel mit Domains. Websites bestehen einerseits aus ihren Inhalten, aber auch aus der Technologie, in der diese Inhalte eingebettet sind. Im weiteren Sinne könnte man auch eine daran hängende Community – etwa die Follower eines Blogs oder die Kunden eines Webshops – als Teil der Website betrachten. Denn der Wert einer Seite richtet sich nicht zuletzt auch danach, wie viele Menschen sie erreichen kann.
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei einer Domain um den Namen, mit dem eine Website im Internet identifiziert wird. Ganz einfach ausgedrückt: Die Domain ist das, was nach dem »www« kommt (z. B. »easyname.at«). Natürlich lassen sich mit Domains königliche Preise erzielen. Vor allem kurze, knackige Begriffe, die ein Geschäftsfeld perfekt auf den Punkt bringen, können Gold Wert sein.
Hier soll es aber nicht um Domains, sondern um den Kauf und Verkauf von Websites gehen.
Warum sollte ich eine fertige Website kaufen?
Wenn du im Internet Geld verdienen willst, besteht die Möglichkeit, etablierte Websites zu übernehmen. Das hat den Vorteil, dass du gewissermaßen die Anfangsphase überspringst, denn:
- Die technische Basis ist bereits gelegt und Inhalte sind vorhanden.
- Die Seite ist von den gängigen Suchmaschinen indiziert und es gibt Rankings.
- Die Seite generiert bereits Umsätze, sodass von Anfang an Geld fließt.
- Es gibt bereits eine Community. Ob Follower eines Blogs oder Kunden eines Webshops, die Leute kennen die Seite, sodass du sie nicht erst bekannt machen musst.
Natürlich gibt es auch einiges, worüber du dir vor dem Kauf einer Website Gedanken machen und über das du dich unbedingt informieren solltest. Denn wenn du sie erst übernommen hast, wird es deine Verantwortung sein, sie weiter zu betreuen.
Technologie
Welche Technologie(n) wurde(n) verwendet? Handelt es sich um verbreitete und bekannte Systeme, oder hat der aktuelle Betreiber alles selbst entwickelt und programmiert? Bei aller Hochachtung vor Menschen, die dazu in der Lage sind, solltest du dich lieber an die erste Variante halten. Denn Web-Baukästen wie z. B. WIX oder Jimdo, bzw. Content Management Systeme wie WordPress oder Joomla haben den Vorteil, dass sie ausführlich dokumentiert sind und es jede Menge Experten gibt, die du im Notfall fragen kannst. Auch easyname bietet in seinen Hosting-Paketen verschiedene dieser Systeme und Baukästen an.
Kurz gesagt: Bist du in der Lage (und auch willens), eine gekaufte Website weiter zu betreuen, nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch? Falls nicht, werden die Einkünfte schneller versiegen, als du »Supportforum« tippen kannst. Wenn bekannte Standard-Systeme im Spiel sind, hast du auf jeden Fall weniger Arbeit damit.
Werte und Vision
Unabhängig von den erhofften Einnahmen, die dir eine Website bringt, solltest du dich fragen, ob ihr zueinander passt. Kannst du dich mit den Werten identifizieren, die auf ihr vertreten werden? Beispielsweise könnten passionierte Steak-Esser früher oder später Glaubwürdigkeitsprobleme bekommen, wenn sie eine Community aus überzeugten Veganern mit neuem Content versorgen müssen.
Rechte
Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Jedes Bild, jeder Text, jedes Video hat Urheber. Vergewissere dich, dass die Website, für die du dich interessierst, nicht die Rechte Dritter verletzt. Ansonsten kaufst du nicht nur die Inhalte, sondern auch jede Menge Probleme.
Warum sollte ich (oder jemand anders) eine Website verkaufen?
Menschen verändern sich. Vielleicht verschieben sich deine Prioritäten, vielleicht warten andere Projekte auf dich. Und vielleicht bereitet dir ein bestimmtes Web-Projekt nicht mehr so viel Freude, wie am Anfang. Tätigkeiten, die du gestern noch Spaß gemacht haben, sind heute zur Belastung geworden. Ohne Begeisterung oder wegen mangelnder Zeit nur halbherzig weiter daran herumzuwerkeln, wirkt sich früher oder später auf die Qualität und damit auf die Einnahmen aus. In so einem Fall kann ein rechtzeitiger Abtritt die beste Entscheidung sein. Reich die Fackel weiter an jemanden, der sich mit dem Elan in die Sache stürzen will, den du nicht mehr aufbringst.
Aber es gibt auch noch andere Gründe, sich von einer Website zu trennen. Vielleicht ist es ein Gemeinschaftsprojekt und die Partnerschaft funktioniert nicht mehr, bzw. sind die Partner schon früher abgesprungen. Vielleicht glaubst du, dass das zugrunde liegende Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert – im Gegensatz zu einem Interessenten, der noch Potential sieht. Und – nicht zuletzt – vielleicht brauchst du auch schlicht das Geld.
Darüber hinaus stellt der Handel mit Websites auch ein Geschäftsmodell dar. Es gibt Spezialisten, die funktionierende Seiten fix und fertig weiterverkaufen. Vielleicht ist ja das eine Richtung, die du einschlagen möchtest.
Was ist eine Website wert?
Diese Frage lässt sich im Grunde genommen nur mit »Kommt drauf an« beantworten.
Einnahmen
Eine greifbare Kenngröße ist natürlich das Geld, das damit verdient werden kann. Meist werden die Monatseinkünfte (netto) als Basis herangezogen, die dann mit einem Faktor multipliziert werden, der sich im Bereich 12 bis 36 bewegt. Alternativ kann auch von den Jahreseinkünften ausgegangen werden, die dann entsprechend mit einem Faktor von eins bis drei multipliziert werden.
Bei monatlichen Einkünften von ca. EUR 1.000 würde sich bei dieser Rechnung also ein Kaufs-/Verkaufspreis zwischen EUR 12.000 und 36.000 ergeben.
Als Käufer sollte man sich den Preis auf jeden Fall erklären lassen und Belege für die Einkünfte verlangen.
Besuchszahlen
Auch die Besuchszahlen können in Zusammenhang mit Werbung eine Grundlage für eine Preisangabe darstellen. Je nachdem, wie viele Bannerplätze zur Verfügung stehen, kann mit dem Tausenderkontaktpreis eine Preisgrundlage gebildet werden. Diesen Preis – kurz TKP – ist jener Betrag, den ein Werbekunde je 1.000 Views bezahlt oder zu zahlen bereit ist. (Laut de.statista.com erzielen in Deutschland beispielsweise Influencer mit 100.000 Followern TKPs von durchschnittlich EUR 9,80.)
Nehmen wir drei Bannerplätze zu je 5 Euro an, die von 60.000 Besuchern monatlich gesehen werden: 3 * 6 * 60.000 / 1.000 = 900 Euro pro Monat.
Dieser Wert, wie oben mit einem entsprechenden Faktor multipliziert, würde dann wieder eine Preisabschätzung ergeben.
Was die Besuchsangaben angeht, sollte ein Käufer auch hier Belege dafür (z. B. von Google Analytics) verlangen.
Tools
Mit Vorsicht zu genießen sind diverse Tools im Internet, die von sich behaupten, den Wert einer Website zu bestimmen. Dieser Blogbeitrag berichtet davon, dass der Autor den Wert von google.de von sechs verschiedenen dieser Tools hat schätzen lassen. Das niedrigste Ergebnis liegt bei etwas über 4.000 Euro, das höchste bei annähernd einer halben Milliarde.
Und wo kann ich eine Website kaufen oder verkaufen?
Da der Handel mit Websites, wie schon erwähnt, ein lukratives Geschäftsmodell sein kann, gibt es im Internet verschiedene Portale dafür. Stellvertretend seien hier ein paar der »Big Players« genannt:
- https://flippa.com
Nach eigenen Angaben die Nummer 1 für den Handel mit digitalem Besitz (»… the #1 global marketplace for digital real estate«). Der Anbieter punktet mit guter Usability und leichter Zugänglichkeit. - https://empireflippers.com
Trotz der Analogie im Namen nicht mit Flippa verbunden, sieht auch Empire Flippers sich als die Nummer 1. Der Anbieter wirbt mit hohen Qualitätsstandards und damit, dass sie jede gehandelte Seite sorgfältig prüfen. - https://blogsforsale.co
Dieser Anbieter ist auf Blogs und e-Commerce aus verschiedensten Nischen von Beauty bis Travel spezialisiert. Hier werden sowohl etablierte, als auch neu gestartete Seiten gehandelt.
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Günter Gerstbrein
Günter Gerstbrein, Jahrgang 1977, studierte technische Mathematik an der TU Wien und war etwa 13 Jahre in der Software-Entwicklung tätig. Als „Texter, der aus der Technik kam“ ist es sein Ziel, komplizierte Sachverhalte leicht verständlich und ohne viel Techno-Babble zu vermitteln.